Zwei Drittel der Menschen in Deutschland tragen eine Brille – Tendenz steigend.* Und das übrigens vor allem bei den Jüngeren zwischen 20 und 44 Jahren. Es ist also nur konsequent, dass Brillenträger inzwischen ein deutlich besseres Image haben als noch vor wenigen Jahr(zehnt)en. Also alles rosarot hinter der Brille? Mitnichten. Wir haben die kuriosesten, gemeinsten, albernsten und niedlichsten Begriffe versammelt, die je für Brillen und ihre Träger erfunden wurden.
Beleidigung oder Kosename?
Bezeichnungen für Brillenträger sind immer noch oft negativ behaftet, wahrscheinlich spielen Hänseleien in der Kindheit dabei eine große Rolle. Aber welcher Begriff ist am schlimmsten? Für die Studie „Optics 2021“ ließ Edel-Optics im Frühjahr 2021 insgesamt 1.043 Bundesbürger ab 18 Jahren zu Brillenthemen befragen, darunter auch zum Image von Brillenträgern und den ihnen gegebenen Spitznamen. Zwei Drittel der Befragten hassen es, als Brillenschlange bezeichnet zu werden, Blindfisch will sowieso niemand genannt werden, und den Nickname Vierauge finden immerhin noch 40 Prozent doof. Schon gewusst? Vieraugen sind eine in Mittelamerika heimische Karpfenart, die dank ihrer zweigeteilten Augen zugleich unter und über Wasser scharf sehen können. Ziemlich fancy und so gesehen eigentlich keine wirkliche Beleidigung, oder?
Dissen für Fortgeschrittene
Für charmantere Bezeichnungen braucht es lediglich ein bisschen Hirnschmalz und Kreativität: Ob Dioptrienjunkie, Nasenradler oder Puck die Stubenfliege nun die ultimative Top-Bezeichnung für Fehlsichtige sind, ist diskutabel, bei Lupenprinz*essin gehen wir aber voll mit. Total 2021 und damit auf dem neuesten Stand des Dissens ist die Bezeichnung Bärlauch:
bärlauch, der.
ein grosser, magerer, schlaksiger grizzly mit brille.
— dr_veterinær (@dr_veterinaer) April 3, 2021
Die 10 besten Spitznamen für Brillen
Menschen werden ja vor allem dann kreativ, wenn es ums Bruddeln und Beschimpfen geht. Warum sollte es beim Thema Brillen anders sein? Hier kommen unsere Best-of der Brillen-Schimpfwörter.
1 Nasenfahrrad
Der Klassiker, den 64 Prozent unserer Befragten aber eigentlich ganz lustig fanden. Dissfaktor: 2 von 10.
2 Spekuliereisen
Im Lateinischen heißt speculare nichts anderes als beobachten (weshalb Brillen in den USA „specs“ genannt werden). Dissfaktor: 3 von 10.
3 Intelligenzprothese
Dissen galore! Fieser geht nicht, deshalb Dissfaktor 10 von 10.
4 Gesichtsbrezel
Lecker Brezel – oder doch eher eine Beleidigung? Dissfaktor 5 von 10.
5 Bildstabilisator
Stabiles Sehen ist das Ziel. Dissfaktor lediglich 2 von 10.
6 Wimpernschutzscheibe
Hilft perfekt gegen Insekten, Pollen, Graupelschauer. Deshalb nur Dissfaktor 1 von 10.
7 Glotzofon
Wer glotzt, verliert! Dissfaktor 6 von 10.
8 Gesichtsverglasung
Sind wir ein Wintergarten, oder was? Dissfaktor 9 von 10.
9 Sehkrücke
Humpeln mit dem Gesicht? Pffft. Dissfaktor 7 von 10.
10 Glasaugen
Iiiih, da muss man direkt an eklige Glubschaugen aus Horrorfilmen denken. Dissfaktor 8 von 10.
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Und dann sind da noch Schimpfwörter, die in Zeiten gut ausgebildeter Optiker und günstiger Online-Shops glücklicherweise aus der Zeit gefallen sind. Wie Flaschenböden oder Glasbausteine wirkende Gläser sind heute in kaum einer Sehbrille mehr zu finden. Und das gute alte Kassengestell hat sowieso schon seit vielen Jahren ausgedient. Nur tragen muss man seine Brille natürlich …
Ich glaube, ich werde alt.
Gestern den Vollmond fotografiert.
Dann Brille aufgesetzt. pic.twitter.com/kqTlrAnjVp
— Ludger Guntermann (@GLudger) July 28, 2018
Die nervigsten Sätze, die Brillenträger zu hören bekommen
Apropos dissen: Wer mit Brille im Leben unterwegs ist, hat unter Garantie von irgendwelchen Honks schon einen der folgenden Sätze gehört: „Ohne Brille siehst Du echt besser aus.“ Oder wahlweise ebenso grenzüberschreitend: „Mit Brille siehst Du viel klüger aus.“ Eine Beleidigung als vermeintliches Kompliment verpacken – lame.
Auch die ungemein innovative Frage „Darf ich Deine Brille mal anprobieren?“ ist stets beliebt, mit 100-prozentiger Sicherheit gefolgt vom noch innovativeren Spruch „Boah, Du bist aber echt blind!“ oder wahlweise der Killerwitz-Frage „Na, wie viele Finger halte ich hoch?“. Ebenso hoch auf der Deppenfragen-Leiter: „Trägst Du Deine Brille eigentlich auch nachts?“ (Klar, damit ich wenigstens scharf träume…). Und beim Kommentar „Du bist doch bestimmt voll gut in Mathe.“ haken die Realitäts-Hirnwindungen endgültig aus.
Die absolut dümmste Frage ist aber tatsächlich „Stört die Brille nicht beim Küssen?“ Wer sich beim Küssen von irgendwas ernsthaft stören lässt, hat das Prinzip sowieso nicht verstanden. Also weg mit den Vorurteilen und ran an den Speck, äh, die Lippen.
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* Das ergab die vom Kuratorium Gutes Sehen in Auftrag gegebene „Brillenstudie 2019/2020“ des Allensbach Instituts für Demoskopie. Bei den 20- bis 29-Jährigen gab es seit 2015 satte 4 Prozent Zuwachs, bei den 30- bis 44-Jährigen tragen sogar 6 Prozent mehr eine Brille.